Geschichten erfinden, das mochte Barbara Mendes Jenner (sie/ihr) schon als Kind. Mittlerweile entwirft die 25-Jährige auch beruflich Handlungen, Hintergründe und Dramaturgien für Computerspiele. Sie gehört zu dem siebenköpfigen Team der Moonlit Monitors UG, das 2023 ihr erstes Game herausbrachte. In ihrem Spiel namens „Germinal“ dreht sich alles um einen Protagonisten, der eine Mysophobie entwickelt, also eine Angst vor einer Ansteckung mit Bakterien oder Viren.
Es ist kein Zufall, dass das Spiel sich mit einer psychischen Erkrankung auseinandersetzt. Denn wenn Barbara nicht gerade Storyboards erarbeitet, studiert sie an der Otto-von-Guericke- Universität Psychologie. Angststörungen sind dementsprechend ein Thema und sie hat die Erfahrung gemacht, dass diese von vielen Menschen noch viel zu häufig belächelt und nicht ernst genommen werden. Das Spiel macht es deshalb möglich. zu einem gewissen Grad selbst in die Denkweise einer erkrankten Person abzutauchen, um besser nachempfinden zu können, wie sehr das ein Leben beeinflussen kann. „Games eignen sich super, um Geschichten zu erzählen und sie haben den Bonus, dass es sich so anfühlt, als ob du sie selbst erleben kannst.“, sagt Barbara.
Auch wenn das Thema mentale Gesundheit schwer wiegt, kommt die Spielfreude dabei nicht zu kurz. „Am Anfang hat sich das für mich wie ein Widerspruch angefühlt. Tiefgründige Geschichten erzählen und ein spaßiges Spiel zu entwickeln.“, erzählt Barbara. Doch mittlerweile sieht sie diesen Gegensatz als wichtigen Antrieb, um innovative Spielkonzepte zu entwickeln und auf neue Ideen zu kommen. Eine weitere wichtige Säule für die Spieleentwickler:innen von Moonlit Monitors ist das Mitdenken von Diversität. Dabei spielen beispielsweise die Themen kulturelle Identität und Repräsentation von Queernes in der Charakterentwicklung eine Rolle.
Dem Team ist es außerdem wichtig, eine möglichst barrierefreie Spieleumgebung zu schaffen. Das gelingt zum Beispiel durch die Auswahlmöglichkeit verschiedener Schwierigkeitsgrade oder individuelle Einstellungsmöglichkeiten, die die Schriftgröße anpassen oder dafür sorgen, das Aufgaben vorgelesen werden. „Wenn man sich einmal die Mühe macht, recherchiert und mit Leuten spricht, die die Tools nutzen möchten, dann ist das nicht so schwer zu integrieren.“, berichtet Barbara von ihrer Erfahrung.
Als Frau fühlt sie sich in der Branche gesehen und gefördert, auch wenn noch viel Luft nach oben ist und die Entwicklung hin zu diverseren Teams in der Spielebranche ein langwieriger Prozess ist. Inspiration findet Barbara zum Beispiel bei Twisted Ramble, Fein Games und Madison Karrh. Auch die YouTube-Videos der Magdeburgerin Johanna Daher verfolgt sie gerne. Johanna Daher ist studierte Spieleentwicklerin und beschäftigt sich auf ihrem Kanal mit Themen der Branche, stellt Spiele vor und unterstützt Pädagog:innen durch ihre Tipps bei der Medienbildung. Außerdem weist Barbara mit Ubisoft Blue Byte und Wings auf zwei Initiativen hin, die Frauen in der Spieleindustrie explizit fördern. Barbara selbst ist durch ihren Mann zur Spieleentwicklung gekommen. Er studierte Computervisualistik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und begann in dem Rahmen ein Spiel zu entwickeln. Barbara brachte ihre Fähigkeiten als Teampsychologin ein, fand Freude am Storytelling und kümmerte sich ums Marketing. Diese Aufgaben übernimmt sie bis heute.
Über drei Jahre hat die Moonlit Monitors UG an ihrem ersten Spiel gearbeitet. Jetzt sind sie bereit für etwas Neues, sagen sie. „Wir sind sehr zufrieden mit unserem ersten Spiel. Es macht Spaß, den Leuten gefällt es und es hat viele Messages, aber wir wissen, dass es noch besser geht.“, sagt Barbara abschließend.
Text: Kristin Plumbohm