Ein kleines Stück Veränderung

Wie kann ich die Welt besser machen? Studentin Kati hat diese Frage zum Aktivismus geführt. Engagiert ist sie zum Beispiel bei der Seebrücke Magdeburg sowie der Tierrechtsgruppe Veganimal.

Wie kann ich die Welt besser machen? Studentin Kati hat diese Frage zum Aktivismus geführt.

Kati ist Aktivistin. Doch was heißt das eigentlich und wie war ihr Weg dorthin? Für Kati begann alles mit der Ernährung. Mit 13 Jahren entschied sie sich dafür, sich nur noch vegetarisch zu ernähren. Grund war und ist für sie die Liebe zu Tieren. Ihre Vorstellung davon, was Tieren für Unrecht angetan wird, war zu dieser Zeit aber noch sehr diffus, sagt sie heute. Erst später wurde sie sich der Ausbeutung und Tötung von Tieren richtig bewusst, wechselte zum Veganismus und wurde zur Antispeziesistin*.

Mit 18 Jahren entschied sie sich als Journalismus-Studentin für ein halbjähriges Praktikum bei der taz in Hamburg. Um schnell Kontakte in der Stadt zu knüpfen, suchte die heute 21-Jährige nach Menschen, die ihre Ideale teilten. Da sie damals vor allem das Thema Tierrechte bewegte, führte der Weg sie zu einer Tierrechtsgruppe. „Die Leute dort sind schnell zu meiner family geworden. Ich habe mich dort immer frei gefühlt meine Meinung zu äußern und fühlte mich direkt willkommen.“ Sie bekam durch die unterschiedlichen Lebensumstände der Anderen einen Einblick in verschiedene Lebenswelten und ihr wurde es zunehmend wichtig, die Bedürfnisse des Einzelnen zu sehen und sie zu respektieren. In der Tierrechtsgruppe lernte die Magdeburger Studentin auch ihre mittlerweile beste Freundin kennen, die noch immer ein großes Vorbild für sie ist. „Sie ist super wach, neugierig und wissbegierig und besitzt dabei eine radikale Freundlichkeit. Dinge, von denen sie überzeugt ist, dass sie schlecht sind, spricht sie offen an.“, erzählt Kati und ist von dieser Stärke sehr beeindruckt.

Kati wird durch den Kontakt mit der Tierrechtsgruppe motiviert, sich noch stärker für ihre Positionen einzusetzen. Ob Informationsstände auf der Straße, Demonstrationen, Online-Petitionen, aber auch Aufklärung in der eigenen Familie, dem Freundeskreis oder dem Arbeitsumfeld, sie ergriff immer häufiger das Wort und kämpfte gegen Ungerechtigkeiten. „Ich denke, es ist wichtig, dass Menschen über Dinge informiert werden und sich dann eine fundierte Meinung bilden können.“, sagt Kati.

Der Aktivismus hat Kati für ihre Privilegien, also z. B. als weiße Person in einem reichen Land aufgewachsen zu sein und für Ungerechtigkeiten, die in der Welt passieren, sensibilisiert. Ihr Engagement gibt ihr außerdem das Gefühl, etwas tun zu können. „Es zieht einen aus der Hilflosigkeit. Wobei ich trotzdem behaupten würde, dass die Depressionsrate unter uns Aktivist:innen hoch ist, wenn trotz der Anstrengungen nichts passiert.“, gibt sie offen zu. Viel Motivation und Wertschätzung kommt deshalb auch aus der eigenen Gruppe, um den Mut nicht zu verlieren.

Wieder in Magdeburg angekommen wollte sich Kati neben dem Studium weiter engagieren. Mittlerweile setzt sie sich nicht nur für die Tierrechtsgruppe Veganimal Magdeburg ein, sondern ist auch für die Seebrücke Magdeburg und dem Verein platz*machen aktiv. Außerdem hat sie Ende 2020 angefangen Catcalling in Magdeburg anzukreiden. „Was ich geben kann, gebe ich.“, sagt Kati, wenn sie von ihrem Engagement spricht. Dabei kümmert sie sich viel um die Öffentlichkeitsarbeit und nimmt Kontakt zu Politiker:innen auf, um ihnen auf den Zahn zu fühlen. Gern steht sie aber auch auf der Straße, um Passant:innen über Themen aufzuklären: „Gerade wenn ich sehe, dass es Menschen sind, die an einem Punkt stehen, wo ich vor zwei oder drei Jahren selbst stand und denen ich mit meinem Input dabei helfen kann, selbst etwas zu ändern.“

Der Aktivismus hat Kati verändert. Nicht nur, dass sie viele Informationen über Massentierhaltung in der Tierindustrie, Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung aufgesogen hat. Dieser neue Blick auf die Welt beeinflusst auch ihren Alltag. Viele Kleinigkeiten, über die sich Menschen aufregen, sind ihr nicht mehr wichtig. „Mir fällt es leichter, die Absurditäten im Alltag zu erkennen. Das Große und Ganze im Blick zu haben und etwas aus der Ich-Perspektive herauszutreten.“, erklärt sie.

Kati will Gegebenheiten nicht einfach hinnehmen, sondern hinterfragen. Das bringt auch seine Schattenseiten mit sich. Sie gibt zu, dass es ihr schwer fällt, abzuschalten und das Smartphone, als für sie wichtige Informationsquelle und Handwerkszeug, zumindest kurze Zeit zu ignorieren. Doch das Bedürfnis, Verantwortung zu übernehmen und Bedingungen zu schaffen, die das Leben auf diesem Planeten für möglichst viele Menschen und Tiere gut und lebenswert macht, wiegt deutlich stärker. Schlussendlich weiß sie aber auch die schönen Dinge des Lebens zu genießen, nur eben mit einem Bewusstsein darüber, dass sie keine Selbstverständlichkeit sind und dass es ein Privileg ist, so sicher und friedlich leben zu dürfen, wie sie es tun kann.

* Antispeziesisten ist das Gegenteil von Speziesismus, der für die Diskriminierung von Lebewesen allein aufgrund ihrer Artzugehörigkeit steht.

Kati Gebauer

ist Studentin an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Privat engagiert sie sich für das Wohl von Mensch und Tier. So unterstützt sie zum Beispiel aktiv die Seebrücke Magdeburg sowie die Tierrechtsgruppe Veganimal.

Katharina Gebauer
Foto: Katharina Gebauer